Archiv für den Tag 21 Jun 2021

Der Karlsruher Karajan

In unserer Tageszeitung erschien unter der Überschrift „Karajan von Karlsruhe“ ein Artikel. Neugierig geworden was sich hinter dem Titel verbirgt, las ich den Beitrag. Und siehe da: Alte Erinnerungen wurden wach.

Mit den Anfängen des Automobils war es wegen der Menge des Verkehrs noch nicht notwendig, den Autoverkehr an Kreuzungen zu regeln bzw. in geordnete Bahnen zu lenken. Das änderte sich mit der Zunahme der Zahl der Kraftfahrzeuge bald.

Irgendwann kam die Polizei zu dem Ergebnis, dass der Verkehr durch die Polizei geordnet und geregelt werden muss. Ampeln gab es damals noch nicht. Auf den großen Kreuzungen wurden kleine, dreistufige Verkehrsregelungstürme aufgestellt. Auf diesen Türmen hatten Polizisten in weißer Uniform ihren Platz. Sie mussten von hier durch eindeutige Handzeichen den Verkehr regeln und den Autofahrern zeigen, wer wann wohin fahren darf.

In Karlsruhe gab es einen über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Polizisten, der mit viel Einsatz den Verkehr steuerte. Wer den Anweisungen dieses Mannes nicht folgte, musste das in Form einer mündlichen Verwarnung oder einem grellen Pfiff büßen. Er wurde der Karlsruher Karajan genannt, weil er die Verkehrsströme dirigiert hat.

Mehrere Stunden am Stück pro Tag, bei Wind und Wetter, Kälte und Hitze und mitten in den Abgasen stehend den Verkehr zu regeln, war eine schwere Aufgabe.

1972 wurden die Polizisten auf den Kreuzungen durch Ampeln ersetzt. Die erste wurde an der Kreuzung Karl-/Kriegsstraße aufgehängt. Es handelte sich um eine so genannte Heuer-Ampel. Die Ampel hing über der Mitte der Kreuzung und hatte auf allen vier Seiten grüne und rote Felder. Das Prinzip war ganz einfach: Auf jeder Seite drehte sich ein Zeiger (wie bei einer Uhr). War er auf dem roten Feld musste man warten, war er auf dem grünen Feld durfte man fahren.